Alphubel Überquerung (4206m)
Bergtour mit Steffi, Tanja und Alex
Es war an der Zeit, unser alpinistisches Können zu Testen, unsere Ausrüstung zu prüfen und in grosser Höhe etwas zu unternehmen. Nachdem Tanja und Steffi einen zweitägigen Eisausbildungskurs besucht hatten und wir uns seit Saisonbeginn mit Klettersteigen und Mehrseillängen Klettertouren auseinandergesetzt hatten, fühlten wir uns für einen 4000er fit genug. Für Tanja sollte es der erste 4000er werden. Eine weitere Testtour für den bevorstehenden Cotopaxi in Ecuador. Ich übernahm dabei die Rolle des Bergführers von A-Z. Ein organisatorischer Aufwand, der mich viel lehrte und Spass machte.
DAY 1
Samstag, 09. August 2008
Der erste 4000er sollte nicht zu schwierig gewählt werden. Doch einen stündigen Spaziergang aufs Breithorn (mein erster Viertausender) sollte es dann auch nicht für Tanja werden. Ich entschied mich bei der Tourenwahl für die Überquerung des Alphubels (4206m), da bei dieser Route ein „Rundweg“ möglich ist, und bei guten Verhältnissen evtl. noch das Allalinhorn drangehängt werden könnte. Auch der Ausgangspunkt, die Längfluh ist ohne grosse Anstrengung zu erreichen.
Wir trafen uns also um 10:30 Uhr in Thun, wo wir mit Steffi’s und Alex’s Auto gemeinsam weiterfuhren. Die Lötschbergbahn brachte uns zügig ins Wallis und bald erreichten wir das grosse Parkhaus ins Saas Fee.
Sicherlich war es keine sportliche Leistung mit der Gondelbahn auf die Längfluh zu fahren, doch den Nachmittag wollten wir mit Ausbildung und Repetitionen verbringen. Spaltenrettung, Knüppeltraining, Verhaltensregeln, usw. standen auf dem Programm. Erst als sich alle sicher fühlten, gab es das verdiente Bier auf der Hüttenterrasse. Bei milden Temperaturen und Sonnenschein konnten wir die tolle Bergkulisse bewundern.
Als wir ins Bett gingen, war der Himmel sternenklar und der Mond beleuchtete das Allalinhorn. Ein sonniger Tag würde uns erwarten.
Weitere Fotos
DAY 2
Sonntag, 10. August 2008
05:15 Uhr in der Frühe brachen wir auf. Es war noch finstere Nacht und die Stirnlampen der Seilschaften sahen aus wie Lichterketten, welche sich raupenförmig den Berg hinaufkämpften.
Der Alphubel ist ein Berg mit zwei sehr verschiedenen Gesichtern. Von Osten ein riesiger, auf den ersten Blick etwas langweiliger Schneebuckel, von Westen ein schroffer Felsberg mit Wänden und Gratpfeilern. Aber beim näheren Hinsehen sieht auch die zuerst simpel wirkende Ostseite gar nicht mehr so ganz harmlos aus. Und besonders in den letzten Jahren haben sich die dort im Feegletscher auftuenden Spalten den Bergsteigerkarawanen gelegentlich ganz schön zu schaffen gemacht
Nichtsdestotrotz stiegen wir diese Normalroute, welche mit PD- klassifiziert ist hoch (peu difficile). In südwestlicher Richtung überschritten wir den Feegletscher. Langsam wurde es hellrot am Horizont und die Sonnenstrahlen brachen über die Ostgipfel und wiesen uns den Weg.
An der Felsinsel Pt. 3174 vorbei, teilweise etwas spannend durch Spaltenzonen, immer in ehrfurchtvollem Abstand unter der gewaltigen schrägen Felsmauer entlang. Von etwa 3600m stiegen wir direkt über die immer steiler werdenden Osthänge auf. Hier machte sich die Höhe bemerkbar und wir schlugen einige kürzere Verschnaufpausen ein. Bei 4000m erreichten wir das weitgespannte Gipfelplateau und gelangten um 11:15 Uhr auf den höchsten Punkt des Alphubels (4206m).
Was bot sich uns da für ein Panorama! Das Matterhorn lag direkt zu unseren Füssen, das Breithorn nebenan. Im Norden der Dom, im Süden das Allalinhorn und im Osten der Weissmies. Selbst der Mont Blanc und den Aletschgletscher konnte man sehr gut sehen.
Eine wirklich lange Pause gönnten wir uns jedoch nicht. Gemeinsam entschieden wir, trotz vorangeschrittener Zeit, den Abstieg über Alphubeljoch-Feechopf-Feejoch zum Mittelallalin anzutreten. Bald ereichten wir den oberen Steilhang. Hier war Vorsicht geboten, vor allem, da noch einige Seilschaften aufstiegen. Der Schnee war jedoch fest und wir konnten ohne Benutzung der Eisenstangen absteigen. Danach folgte eine wunderschöne, lange fallende Querung nach Süden zum Alphubeljoch (3773m).
In südlicher Richtung stiegen wir auf die flache Kuppe (Pt. 3846) und dann in östlicher Richtung über einen Sattel auf den markanten Feechopf (3788m). Nun folgte ein heikler Grat hinunter zum Feejoch, welcher Kletterkenntnisse im 2. Grad erforderte. Mühe bereiteten uns auch hier wieder entgegenkommende Seilschaften und die dadurch entstandenen Wartezeiten. Langsam gerieten wir in Zeitdruck, denn wir mussten unbedingt die letzte Metro hinunter nach Saas Fee erreichen, wenn wir nicht 2000 Meter absteigen wollten.
Ein wenig gestresst, meisterten wir jedoch auch diese Schwierigkeit. Dann ging es nur noch über den Feegletscher hinab zur Metrostation am Mittelallalin. Um 15:15 Uhr erreichten wir glücklich aber ziemlich ausgelaugt und durstig die Station. Auf der langen Fahrt hinab konnten wir unsere Route nochmals genau betrachten. Was hatten wird doch für eine Stecke zurückgelegt! Stolz verliessen wir die Seilbahnstation und genossen das Sommerwetter bei Apfelschorle und einem grossen Rivella, bevor wir auf demselben Weg wieder nach Hause zurückkehrten.